Schwarzwälder-Bote 27.06.2016
Von Lothar Herzog
In der Hauptversammlung des Stadtverbands für Sport gab es zum derzeit aktuellen Thema „Erweitertes Polizeiliches Führungszeugnis“ kontroverse Diskussionen.
Schramberg-Waldmössingen. Einzelne Vereinsvertreter sahen darin nicht den von der Politik erhofften Erfolg zum Schutz des Kindes. Vereine müssten ausbaden, was andere Institutionen verursacht hätten. Und wie es sich herausstellte, sind auch nicht alle Vereinsvorstände bereit, die Einverständniserklärung für ihre ehrenamtlichen Betreuer und Trainer von Minderjährigen zu unterschreiben.
In seinem Jahresbericht hatte Stadtverbands-Vorsitzender Udo Neudeck die Fachverbände kritisiert: „Wo waren diese denn, als es darum ging, das Gesetz zur Kindeswohlgefährdung einzuführen? Welcher Elternteil geht jetzt noch mit auf eine Jugendfreizeit, wenn er vorher ein polizeiliches Führungszeugnis beim Vorstand abgeben müssen?“, rügte Neudeck.
Niemand wolle, dass Kinder und Jugendliche von irgendeinem Pädophilen begrapscht oder belästigt würden. Aber die Überwachung in die Verantwortung der Vereine zu geben, sei nicht zielführend und eine unnötige Belastung des Ehrenamts. Deshalb hätten die Schramberger Fachverbände für Sport, Kultur und Soziales die drei Gemeinderatsfraktionen gebeten, einen Antrag an die Stadt zu stellen. Darin werde die Verwaltung gebeten, eine Amtsperson zu bestimmen, die das polizeiliche Führungszeugnis erhalte und den Vereinsvorstand darüber informiere, dass keine Einträge vorlägen. Auf diese Weise blieben Peinlichkeiten wie das Wissen über einen längst vergangenen Ladendiebstahl nur bei einer Amtsperson und Funktionäre und Vorstandschaft würden entlastet. Dies sei ein gangbarer Weg, bei dem die erforderliche Anonymität bewahrt bleibe, bekräftigte Neudeck.
Weitere Diskussionen gab es um die Hallenbelegungspläne. Joe Fink vom Skiverein beschwerte sich, dass sein Verein seit vielen Jahren montags in der Karl-Diehl-Halle trainiere und nun plötzlich der SG Schramberg weichen solle. Ralf Rückert räumte ein, die Problematik, dass in dem Hallenbelegungsplänen nicht immer der Verein drin stehe, der auch tatsächlich an den jeweiligen Tagen trainiere, beobachte der Stadtverband schon lange. Aus diesem Grund sei vor drei Monaten eine Projektgruppe gegründet worden. Diese untersuche, wer wann in den Hallen Übungsstunden abhalte. Er werde versuchen, für den Skiverein eine akzeptable Lösung zu finden, versprach Rückert.
Wie Udo Neudeck ergänzte, herrsche bei den Trainingszeiten der Vereine in den Hallen eine Situation wie Hase und Igel. Vereinsvorstände hätten untereinander Trainingszeiten und Tage getauscht. Doch irgendwann seien sie nicht mehr im Amt gewesen. Er habe die Hoffnung, mit der gegründeten Projektgruppe bis zum Ende des Jahres einen Ist-Zustand zu haben, so Neudeck.
Für die Sportlerehrung am 27. September um 18 Uhr im Schloss-Foyer haben nach Auskunft des Technischen Leiters Martin Kläger bislang sechs Vereine 44 Einzelehrungen eingereicht. Zwei weitere Vereine hätten sich angemeldet, aber noch keine konkreten Vorschläge unterbreitet. Im Jahre 2015 seien 48 Sportler durch den Stadtverband geehrt worden, informierte Kläger.
Sport- und Kulturamtsleiter Berthold Kammerer bestätigte unter der Ära Udo Neudeck eine sehr gute, wenn auch nicht immer konfliktfreie Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Verband. Das zeige aber, dass auf beiden Seiten gekämpft worden und meist ein gutes Ergebnis herausgekommen sei. Wenn man weiterkommen wolle, müsse jeder das Beste geben und kompromissbereit sein. Projekte gebe es genug, um auch künftig für die Stadt etwas bewegen zu können, betonte Kammerer.